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Klimaschutz als Voraussetzung für gelungene Gesundheitsvorsorge

Über gesundheitliche Herausforderung aufgrund der Veränderungen im Klimageschehens und was die Elisabethinen für eine gesunde Zukunft tun

Der Gesundheitssektor trägt in der Klimakrise eine doppelte Verantwortung: Einerseits verursacht er selbst einen bedeutenden Anteil an Treibhausgasen – etwa gehen in Österreich rund 6 bis 7 Prozent der nationalen Emissionen auf das Konto von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen Gesundheitseinrichtungen. Andererseits ist gerade das Gesundheitswesen stark von den Folgen des Klimawandels betroffen: Hitzewellen, Unwetter, neue Infektionskrankheiten und andere Belastungen treffen Patient*innen, Mitarbeitende und die gesamte Versorgung unmittelbar.

Wie deutlich sich der Klimawandel zeigt, belegt der aktuelle Klimabericht (Bericht | AAR2): In Österreich sind die Temperaturen in den Alpen bereits um mehr als 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter gestiegen – im weltweiten Durchschnitt liegt der Anstieg bei etwa 1,6 Grad. Das bedeutet, dass unser Land besonders stark betroffen ist.

Zudem sind die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels ungleich verteilt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder, Menschen mit chronischen oder psychischen Erkrankungen, Schwangere und Personen mit eingeschränkter Mobilität. Aber auch soziale Aspekte spielen eine Rolle: Wer in dicht bebauten Stadtvierteln mit wenig Grün lebt oder in schlecht sanierten Wohnungen wohnt, spürt die Auswirkungen von Hitze und Luftverschmutzung besonders. Menschen mit geringem Einkommen, unsicherem Wohnraum oder eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung sind ebenso stärker belastet. In einer älter werdenden Gesellschaft steigt der Anteil dieser besonders vulnerablen Gruppen weiter an.

Die Elisabethinen sehen sich daher vor neue Herausforderungen gestellt – sowohl als Mitgestalterinnen von Gesundheitsleistungen als auch als gesellschaftliche Verantwortungsträgerinnen. Nachhaltigkeit und Fürsorge sind fest im franziskanischen Leitbild verankert. Für uns bedeutet das, vorausschauend zu handeln, sorgsam mit Ressourcen umzugehen und unsere Häuser so zu gestalten, dass sie heute wie in Zukunft sichere und gesunde Orte für Patient*innen und Mitarbeitende bleiben. Klimaschutz im Gesundheitswesen ist für uns deshalb nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern Teil unseres Auftrags, Gesundheit umfassend zu fördern, zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten


Schau hin und handle! (Elisabeth von Thüringen)

Wir wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten: Mit unserem Umweltmanagement nach dem europäischen EMAS-Standard arbeiten wir konsequent daran, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Wir setzen Maßnahmen, um Energie, Wasser und Materialien effizienter zu nutzen, fördern klimafreundliche Mobilität und gestalten unsere Gebäude nachhaltig um.

Damit leisten wir einen konkreten Beitrag für eine gesunde Zukunft – im Sinne unseres franziskanischen Auftrags und als Zeichen der Fürsorge für alle Menschen, die uns anvertraut sind.

Verantwortung für Gesundheit bedeutet heute mehr denn je, auch die Bedingungen mitzugestalten, unter denen Menschen leben – und überleben können. Der Klimawandel stellt uns dabei vor unbequeme Wahrheiten:

Mehr Hitzetage
Die Zahl der heißen Tage in Österreich steigt seit Jahrzehnten spürbar an. In Wien lag der Durchschnitt zwischen 1961 und 1990 bei 9,5 Tagen über 30 °C pro Jahr, zwischen 1991 und 2022 waren es bereits 21,6. Im Jahr 2024 wurde mit 52 Hitzetagen und 53 Tropennächten ein neuer Rekord erreicht. Auch österreichweit zeigt sich ein ähnlicher Trend: 2022 gab es im Schnitt mehr als doppelt so viele heiße Tage wie noch vor 30 Jahren. Hitze ist nicht nur unangenehm, sie kann direkt krank machen – besonders in Risikogruppen. Ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, Pflegebedürftige, aber auch Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet. Typische Beschwerden sind Kreislaufprobleme, Austrocknung (Dehydratation), Erschöpfung und im Ernstfall sogar Hitzschlag. Das Risiko ist noch höher, wenn Betroffene bestimmte Medikamente einnehmen, ihr Durstgefühl eingeschränkt ist oder sie körperlich wenig mobil sind. In Städten kommen weitere Belastungsfaktoren dazu: Der sogenannte „Wärmeinsel“-Effekt kann die Temperatur um mehrere Grad erhöhen, schlechte Luftqualität belastet zusätzlich das Herz-Kreislauf-System.

Angehörige und Pflegende sollten regelmäßig nach gefährdeten Personen sehen und auf Warnzeichen wie starke Müdigkeit oder Verwirrtheit achten. Das österreichische Gesundheitsministerium stellt spezielle Informationen und Hilfestellungen zur Verfügung, etwa in der Broschüre Alter und Hitze. Link zur Broschüre: Alter_und_Hitze

Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch
Steigende Temperaturen und mildere Winter verändern auch das Risiko für Infektionskrankheiten. Krankheitsüberträger wie Zecken und Stechmücken breiten sich aus – etwa die ursprünglich aus den Tropen stammende Tigermücke, die inzwischen auch in Österreich vorkommt und Viren wie Dengue oder Zika übertragen kann. Insgesamt gelten etwa zwei Drittel der Infektionskrankheiten in Europa als „klimasensibel“, ihre Häufigkeit wird durch das Wetter beeinflusst. Gerade für den Gesundheitsbereich bedeutet das: Medizinisches Personal muss häufiger mit bislang seltenen oder neuen Krankheitsbildern rechnen und Diagnostik wie Prävention entsprechend anpassen.

Längere Pollensaison, mehr Allergien
Die Pollensaison dauert heute deutlich länger als früher. Viele Pflanzen blühen durch den Klimawandel früher und länger, was die Belastung für Allergiker*innen erhöht. Besonders problematisch ist beispielsweise das beifußblättrige Traubenkraut, das sehr viele Pollen produziert und die Allergiesaison bis in den Herbst verlängert.

Psychische Folgen nicht unterschätzen
Unwetter, Hitzewellen und die ständige Sorge um die Zukunft hinterlassen auch psychische Spuren. Nach Naturkatastrophen steigen Ängste, Depressionen und Schlafprobleme. Besonders junge Menschen sind belastet, aber auch Familien, sozial Benachteiligte oder Menschen mit Vorerkrankungen. Die wachsende Unsicherheit kann langfristig zu einem Anstieg psychischer Erkrankungen führen. Gesundheitseinrichtungen sehen sich daher immer öfter auch mit solchen Herausforderungen konfrontiert.

Die Fakten sind klar, die Auswirkungen spürbar – und sie betreffen uns alle. Umso wichtiger ist es, hinzuschauen, zu verstehen und entschlossen zu handeln.
 

Text von:
Robert Strasser, Umweltmanager, die elisabethinen linz-wien gmbh
 

Lesehinweise:

Umwelterklärung der elisabethinen in österreich: Umwelterklärung_die elisabethinen in österreich

Österreichische Sachstandsbericht (AAR2): Bericht | AAR2

Klimarückblick Österreich 2024: Klimastatusbericht Österreich 2024

Auswirkungen des Klimawandels auf Gesundheit: RKI - Klimawandel - Klimawandel und Gesundheit

Auswirkungen des Klimawandel auf die psychische Gesundheit: Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit – Deutsches Ärzteblatt

Quellenverzeichnis:
Austrian Panel on Climate Change (APCC). (2018). Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel (ASR18). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. ISBN 978-3-7001-8427-0.

Klima- und Energiefonds. (2025). Klimarückblick Oberösterreich 2024 (16 S.). Wien: Klima- und Energiefonds. https://www.klimafonds.gv.at/wp-content/uploads/2025/05/Klimarueckblick-Oberoesterreich-2024_bf.pdf (abgerufen am 26.06.2025).

Robert Koch-Institut. (2025). Auswirkungen des Klimawandels auf Infektionskrankheiten. RKI - Klimawandel - Klimawandel und Gesundheit. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Klimawandel/Klimawandel_node.html (abgerufen am 25.06.2025).

Stangl, M., Formayer, H., Orlik, A., Rohrböck, A., Müller, P., Ressl, H., & Tilg, A.-M. (2025). Klimastatusbericht Österreich 2024. Wien: Climate Change Centre Austria (CCCA).

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Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG). (2023). Treibhausgasemissionen des österreichischen Gesundheitswesens (64 S.). Wien: Gesundheit Österreich GmbH. https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2825/1/Treibhausgasemissionen%20des%20österreichischen%20Gesundheitswesens_bf.pdf (abgerufen am 26.06.2025)

Walinski A, Sander J, Gerlinger G, Clemens V, Meyer-Lindenberg A, Heinz A: The effects of climate change on mental health. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 117–24. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0403