Welche speziellen Pflegebedürfnisse hat unsere Haut im Winter?
BIRGIT WEINDL: Im Winter wird die Haut durch Kälte, trockene Heizungsluft und Temperaturschwankungen stark beansprucht. Dadurch verliert sie mehr Feuchtigkeit und benötigt meist intensivere Pflege. Trockene Haut leidet besonders und braucht reichhaltige Pflegeprodukte, während ölige Haut auch im Winter eher leichte Pflege benötigt. Bei Mischhaut kann es sinnvoll sein, unterschiedliche Produkte für trockene und fettige Hautpartien zu verwenden.
Zusätzlich ist der UV-Schutz wichtig – obwohl die Strahlung im Winter schwächer ist, kann sie besonders bei Aufenthalten im Freien, etwa beim Wintersport, die Haut belasten. Deshalb sollte auch im Winter auf eine passende Pflege mit UV-Schutz geachtet werden.
Viele leiden in der kalten Jahreszeit unter trockener Haut – welche Inhaltsstoffe sollten in einer guten Winterpflege nicht fehlen?
BIRGIT WEINDL: Eine pauschale Empfehlung ist schwierig, da Hauttyp und persönliche Vorlieben eine große Rolle spielen. Eine gute Winterpflege sollte einem hohen Lipidanteil (meist pflanzliche Öle und Fette) enthalten, gut einziehen und ein angenehmes Hautgefühl hinterlassen. Oft empfehle ich zwei bis drei Produkte zur Auswahl, die für den jeweiligen Hauttyp geeignet sein könnten. Welche Textur oder Inhaltsstoffe am besten passen, muss jede*r individuell herausfinden. Letztendlich hilft nur Ausprobieren, um die optimale Pflege zu finden.
Warum sind Haare und Nägel im Winter oft brüchiger, und wie können wir sie stärken?
BIRGIT WEINDL: Im Winter werden Haare durch trockene Heizungsluft und das Tragen von Mützen strapaziert. Sie laden sich leichter statisch auf und neigen zu Trockenheit. Um sie zu stärken, empfiehlt es sich, Haarkuren oder Haarmasken gezielt in die Längen einzuarbeiten und länger einwirken zu lassen. Wer sein gewohntes Shampoo behalten möchte, kann ergänzend auf intensive Pflegeprodukte setzen.
Bei Nägeln liegt die Brüchigkeit oft eher an äußeren Einflüssen wie häufigem Kontakt mit Reinigungsmitteln, die ihnen Feuchtigkeit und Lipide entziehen. Eine gezielte Pflege mit Handcremes, Nagelölen oder Pflegestiften kann hier helfen.
Ich möchte noch speziell auf Probleme mit der Kopfhaut eingehen: Während eine ölige Kopfhaut im Winter meist keine Probleme bereitet, kann eine trockene Kopfhaut stärker leiden. Spezielle Pflegeprodukte, die Feuchtigkeit spenden, sind dann sinnvoll. Bei Schuppenflechte-Patient*innen kann die Haut im Winter empfindlicher reagieren, hier helfen gezielte medizinische Präparate. Generell sollte die Pflege an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Welche Rolle spielt die Ernährung für die Hautgesundheit, und gibt es bestimmte Nährstoffe, die besonders wichtig sind – gerade im Winter?
BIRGIT WEINDL: Eine ausgewogene Ernährung ist grundsätzlich entscheidend für gesunde Haut. Wer vielseitig isst und Nährstoffmängel vermeidet, versorgt seine Haut gut. Besonders im Winter kann zusätzlich die Einnahme von Vitamin D sinnvoll sein – in der Regel haben wir hier in unseren Breitengraden einen Mangel. Es unterstützt nicht nur die Haut, sondern auch das Immunsystem. Spezielle Ernährungsempfehlungen gibt es ansonsten nicht – jede*r sollte darauf achten, was ihm*ihr persönlich guttut.
Ein paar Worte noch zur Verbindung von Haut- und Darmgesundheit:
Ein Zusammenhang zwischen Darm und Haut wird oft beobachtet, auch wenn nicht für alle Fälle eindeutige Studiendaten vorliegen. Erkrankungen wie Zöliakie oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zeigen, dass eine Umstellung der Ernährung das Hautbild verbessern kann. Auch in der Praxis berichten Patient*innen von positiven Effekten, wenn sie bestimmte Nahrungsmittel meiden. Dennoch gibt es keine allgemeingültige Empfehlung – es bleibt eine individuelle Frage, die am besten durch Ausprobieren und mit eventueller Begleitung durch Ernährungsexpert*innen geklärt werden kann.
Was empfehlen Sie als Hautärztin, worauf Menschen in Bezug auf ihre Hautgesundheit achten sollten?
BIRGIT WEINDL: Es ist wichtig, der Haut mit Respekt und Fürsorge zu begegnen, sie nicht als selbstverständlich anzusehen. Dies umfasst UV-Schutz, regelmäßige Hautpflege und Vorsorgeuntersuchungen. Die Haut ist unser größtes Organ und schützt uns vor schädlichen Einflüssen der Außenwelt, daher sollten wir sie gut pflegen und darauf achten. Jede*r ist selbst für das eigene Wohlbefinden verantwortlich, auch wenn es nicht immer gelingt – der Versuch zählt.
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