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Rückenschmerzen verstehen

Primaria Dr.in Martina Baszista über Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen.

Warum sind Rückenschmerzen so häufig, und welche typischen Ursachen gibt es?MARTINA BASZISTA: Unser Lebensstil spielt eine große Rolle. Viele Menschen bewegen sich zu wenig, sitzen lange vor dem Computer oder belasten ihren Körper einseitig. Dabei ist unser Körper nicht für statische Belastungen gemacht. Auch schwere körperliche Arbeit kann eine Rolle spielen, betrifft aber nicht alle gleichermaßen.

Welche Regionen des Rückens sind besonders betroffen?
MARTINA BASZISTA: Am häufigsten schmerzt die Lendenwirbelsäule, gefolgt von der Halswirbelsäule – besonders bei Menschen mit Schreibtischarbeit. Die Brustwirbelsäule ist seltener betroffen, aber auch hier treten Beschwerden auf.

Woran erkenne ich, ob Rückenschmerzen „harmlos“ sind oder ich zum Arzt gehen sollte?
MARTINA BASZISTA: Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

  • Schmerzen vor allem nachts auftreten
  • Beschwerden unter Belastung deutlich zunehmen
  • Schmerzen in Arme oder Beine ausstrahlen, verbunden mit Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen
  • Rückenschmerzen mit allgemeinem Krankheitsgefühl oder Fieber einhergehen
  • Die Schmerzen länger als eine Woche stark anhalten

Man sollte sich bewusst sein, dass auch harmlose Ursachen starke Schmerzen verursachen können – deshalb im Zweifelsfall lieber ärztlichen Rat einholen.

Welche Sofortmaßnahmen helfen bei akuten Rückenschmerzen, und was sollte man vermeiden?
MARTINA BASZISTA: Schwere körperliche Belastungen sollte man vermeiden, aber völlige Schonung ist nicht sinnvoll. Alltagsbewegungen sollten beibehalten werden. Schmerzmittel können helfen, ebenso wie Wärme, Einreibungen oder andere Hausmittel.

Welche medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es, und wann kommt welche zum Einsatz?
MARTINA BASZISTA: Die klassische Therapie beginnt meist mit Medikamenten gegen Schmerzen. Ergänzend gibt es physikalische Anwendungen wie Wärme, Kälte, Elektrotherapie, Mechanotherapie und Bewegungstherapie. Wenn strukturelle Schäden vorliegen, können gezielte Infiltrationen unter CT-Kontrolle helfen. Bei schweren Fällen, etwa bei Lähmungserscheinungen oder drohenden Funktionsverlusten, kann eine Operation notwendig sein.

Wie kann Bewegung helfen, Rückenschmerzen vorzubeugen. Gibt es zu viel bzw. „falschen“ Sport?
MARTINA BASZISTA: Bewegung kräftigt die Muskulatur, verbessert die Durchblutung und fördert die Koordination – dadurch können gefährliche Situationen besser abgefedert werden. Problematisch sind jedoch:

  • Einseitige oder statische Belastungen
  • Fehlendes Aufwärmen
  • Sportarten mit hohen Stoß- oder Vibrationsbelastungen (z. B. Bungee-Jumping oder Trampolinspringen ohne Vorbereitung)

Wichtig ist, dass die Belastung ausgewogen ist und der Körper gezielt gekräftigt wird.

Können berufliche und oder privat belastende (psychisch belastende) Situationen die Rückengesundheit beeinflussen, und welche Strategien können helfen?
MARTINA BASZISTA: Ja, Stress führt zu erhöhter Muskelspannung und schlechterem Stoffwechsel in Muskeln und Gelenken. Chronische Anspannung kann langfristig zu Schmerzen führen. Entscheidend ist, Strategien zur Stressbewältigung zu finden: Bewegung ist eine bewährte Methode, um Stress abzubauen und gleichzeitig den Körper zu stärken.

Welche langfristigen Maßnahmen sind sinnvoll, um Rückenschmerzen dauerhaft zu vermeiden?
MARTINA BASZISTA: Es lohnt sich, den eigenen Alltag genauer zu beobachten:

  • Wie sieht meine Sitzhaltung aus – im Büro, im Auto, auf der Couch?
  • Habe ich einen Ausgleich durch Bewegung?
  • Achte ich auf Regeneration und Entspannung?

Auch Massagen oder gezielte Erholungspausen sind hilfreich.

Was machen sie persönlich für Ihre Resilienzfähigkeit, Regeneration und Entspannung?
MARTINA BASZISTA: Ich bewege mich viel und nutze Sport als Stressabbau. Gleichzeitig versuche ich, mir bewusst Ruhepausen zu gönnen – sei es durch entspannte Gespräche oder einfach einmal „Nichtstun“. Wichtig ist, regelmäßig innezuhalten und auf den eigenen Körper zu hören.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Prim.a Dr.in Martina Basziszta, Leiterin der Physikalischen Medizin (Ordensklinikum Linz Elisabethinen) für das Interview.

 

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